Claudia Lehmann_Boehringer Ingelheim
02 August 2017
Jacqueline Berlin

„Wir müssen die Stereotypen überkommen!“

Der Erfolg von Boehringer Ingelheim wird durch seine Mitarbeitenden angetrieben. Für uns gilt: Diversity ist der Mix, Inclusion lässt den Mix wirken. Deshalb fördern wir aktiv ein vielfältiges, kooperatives undoffenes Arbeitsumfeld. Wir schätzen und respektieren die Unterschiede unserer Mitarbeitenden, weil wir davon überzeugt sind, dass wir von dieser Vielfalt profitieren. Unser Fokus liegt darauf, ein inclusives Umfeld zu fördern, in dem eine solche Vielfalt gedeihen kann. Stärker denn je müssen wir dabei den Wettbewerbsvorteil verstehen und nutzen, den uns Diversity & Inclusion bringt: Mehr Innovation. Diversity & Inclusion ist nicht nur eine Bereicherung für unsere Mitarbeitenden, sondern auch für unser Unternehmen.

 

Eine der offensichtlichen Diversity Dimensionen ist Geschlechtervielfalt: 80 Prozent der Entscheidungen in Gesundheitsfragen werden von Frauen getroffen. Deshalb brauchen wir auch in unseren Führungsebenen die Perspektiven von Frauen durch eine ausgewogenere Geschlechtervielfalt.

 

Mit unserer Serie „Frauen in Führung“ stellen wir unterschiedliche weibliche Führungskräfte bei Boehringer Ingelheim vor. In unserem Karriereblog erzählen sie von ihrem Werdegang, wie sie Arbeit und Privatleben in Balance halten und warum in unserer Gesellschaft ein Umdenken stattfinden muss. Sie teilen ihre Erfahrungen, Herausforderungen und Erfolge und zeigen die vielfältigen Möglichkeiten auf, um bei Boehringer Ingelheim erfolgreich zu sein. Dieses Mal möchten wir Ihnen Claudia Lehmann vorstellen, Head of Global Pharmacovigilance Operations bei Boehringer Ingelheim.

Frau Lehmann, was machen Sie zur Zeit bei Boehringer Ingelheim?

 

Ich bin Head of Global Pharmacovigilance Operations am Hauptsitz des Unternehmens in Ingelheim. Pharmakovigilanz bedeutet, Informationen und Daten über die Sicherheit unserer Medikamente zu sammeln und zu analysieren, um beispielsweise Nebenwirkungen zu entdecken, die in eine fortlaufende Nutzen-Risiko-Abwägung eingeschlossen werden, um sicherzustellen, dass etwaige Signale sofort erkannt werden und geeignete Maßnahmen ergriffen werden können Wir arbeiten global und eng mit Patienten, Medizinern und den Behörden zusammen, um die Sicherheit unserer Patienten zu gewährleisten.

 

 

Wie sind Sie dazu gekommen?

 

Ich war auf einer Fachschule für medizinische Dokumentation, hatte dort nach meiner Ausbildung auch eine Lehrassistenz inne. Aber auf die Dauer war mir das zu theoretisch. Das Angebot von BoehringerIngelheim kam dann wie gerufen, und seitdem hat sich alles schrittweise weiterentwickelt, die Aufgaben wurden immer interessanter, meine Karriere dynamischer.

 

Ich habe also nicht studiert, nicht promoviert, und bin heute dennoch globale Abteilungsleiterin, weil ich nie mit meinen Entscheidungen gehadert habe, wenn sich mir die Gelegenheiten geboten haben. Ich habe einfach immer das Beste aus der jeweiligen Situation gemacht. Und gerade Boehringer Ingelheim bietet hierfür tolle Möglichkeiten.

 

 

Erinnern Sie sich noch an den Moment, in dem Ihnen Ihre erste Führungsposition angeboten wurde?

 

Sehr gut sogar! Ich war vier Jahre im Job und hatte bis dahin noch nie Führungserfahrung gehabt, als mein Vorgesetzter eines Tages ins Team-Meeting kam und sagte, wir sollten unter uns Kolleginnen ausdiskutieren, wer von uns seine Nachfolge antreten sollte. Meinen Kolleginnen war schneller klar als mir selbst, dass ich am besten zur Nachfolgerin taugte. Ich weiß noch, dass ich einen Freund anrief, aber der sagte auch nur: „Natürlich machst du das! Es kann doch nichts Schlimmes passieren!“

 

Es war dann eine intuitive Entscheidung meinerseits – und, im Rückblick, eine kluge und mutige Entscheidung seitens meines damaligen Chefs, der mich immer unterstützt und angetrieben hat. Klug, da er nicht einfach über seine Nachfolge entscheiden hatte, sondern das Team diskutieren ließ. Die direkten Kolleginnen und Kollegen haben oft ein untrügliches Gespür dafür, wer führen kann, wer keine Angst hat, Dinge zu entscheiden. Mutig, weil ich ja noch keinerlei Führungserfahrung hatte und noch sehr jung war. Aber er war sich sicher, dass ich das Zeug dazu hatte, und stellte mir auch einen Coach an die Seite.

 

 

Wie war der Schritt von der Kollegin zur Vorgesetzten?

 

Zwiegespalten. Gerade eben hat man noch dazugehört, war eine von ihnen, im nächsten Moment steht man allein da, sozusagen auf der anderen Seite. Da muss man sich schon fragen: Kann ich das? Will ich das? Ich glaube, dass Männer sich in dieser Hinsicht einfacher positionieren können und diesen Schritt schneller bewerkstelligen – Frauen sind da meiner Erfahrung nach zurückhaltender.

 

 

Gibt es demnach einen männlichen und einen weiblichen Führungsstil?

 

Nein, das ist eher eine Frage des Charakters. Eine gute Führungskraft denkt unternehmerisch, übernimmt Verantwortung und zeigt Eigeninitiative. An diesen Charaktereigenschaften kann manarbeiten, wenn eine Basis vorhanden ist. Aus diesem Grund bin auch gegen eine Frauenquote – Frauen müssen lernen sich anzubieten, zu positionieren und ihre Ziele klar zu formulieren. So lange Frauen dies aber nicht tun oder das Gefühl haben, eine klare, ehrgeizige Positionierung ihrerseits sei nicht akzeptiert, funktioniert die Quote auch nicht. Wenn wir also die Stereotypen überkommen, dann hat sich die Diskussion um eine Quote von selbst erledigt.

 

 

Was müssen also die Frauen selbst ändern?

 

Frauen müssen wissen, was sie wollen. Sich verschiedene Lebensszenarien überlegen. Und nicht einfach irgendwo „reinstolpern“ und dann „mal gucken“. Außerdem sehen sich Frauen oft in der Pflicht, Dinge zu übernehmen, die kein anderer machen will – und können das dann nicht mehr stoppen. Es ist völlig in Ordnung, auch einmal „Nein“ zu sagen, auch wenn das bedeutet, dass man dann nicht mehr jedermanns Freund ist. Und: man darf sich keine Illusionen machen! Alles zu hundert Prozent haben, Kind, Familie und Karriere zu hundert Prozent erleben und erfahren, geht nicht – und muss auch nicht!

 

 

Sprechen Sie da aus eigener Erfahrung?

 

Absolut! Die Gesellschaft suggeriert auch heute noch, dass es die Aufgabe der Frau ist, sich um Kinder und Familie zu kümmern. Aber es handelt sich dabei doch vielmehr um eine Aufgabe, die man mit dem Partner gemeinsam trägt. Mein Mann und ich haben zwei Kinder, und mein Mann ist seit 16 Jahren für den Familienalltag und alles was dazu gehört zuständig, während ich Vollzeit arbeite, dabei sogar noch pendle. Viele Menschen finden das toll, andere stellen wirklich noch Fragen wie „Und wer wäscht bei euch? Wer kocht?“

 

Über solche Modelle wie unseres wird noch viel zu wenig gesprochen – und daran merkt man, dass die Gesellschaft in Deutschland unbewusst Zwänge diktiert. Andere, beispielsweise die USA oder Frankreich, sind da viel weiter und schaffen andere Rahmenbedingungen. Und gerade wenn man als Mutter auch noch ganztags arbeitet, muss man zuhause abschalten. Natürlich ist man als Mutter im Hinblick auf die Kinder immer gefordert, das bedeutet aber nicht, dass man sein Wochenende dann auch noch mit Hausaufgaben, Waschen und Bügeln verbringen muss. Da kann man Abhilfe schaffen. Man darf sich deshalb nur kein schlechtes Gewissen machen lassen; doch das fällt vielen, vor allem Frauen, schwer. Deshalb muss man mit sich selbst im Reinen sein und für sich überlegen, wie der eigene Weg aussehen soll.

 

 

Wie kann der Arbeitgeber hierbei unterstützen?

 

Der Austausch zwischen den Generationen, zwischen Berufseinsteigern und „alten Hasen“ müsste noch mehr gefördert werden, damit solche Beispiele wie unseres und viele andere alternative Formen von Familie und Beruf auch einmal aufgezeigt werden.

 

 

Haben Sie einen abschließenden Rat für junge Talente?

 

Denkt bei Eurer Karriereplanung generell über das nach, was ihr im Leben erreichen wollt – und umgekehrt; denn beides muss zueinander passen.

"Alles zu hundert Prozent haben, Familie und Karriere zu hundert Prozent erleben und erfahren, geht nicht – und muss auch nicht! rät Claudia Lehmann. "
Jacqueline Berlin

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