Boehringer Ingelheim
09 June 2016
Katharina

Eine Ausbildung in Teilzeit

Seit 2005, der Aufnahme der Teilzeit-Ausbildung in das Berufsbildungsgesetz, wird diese Form des Lernens auch bei Boehringer Ingelheim angeboten. Doch was ist eigentlich eine Teilzeit-Ausbildung und welche Zielgruppe spricht diese Art der Ausbildung an? Wo liegen die Unterschiede zu der Vollzeit-Ausbildung und gibt es besondere Regelungen? Wir, Katharina und Laura, haben uns einmal für euch schlau gemacht und die Teilzeit-Auszubildende Maren Körschgen sowie einen unserer Ausbildungsreferenten Herrn Thorsten Muth interviewt, um „beide Seiten der Medaille“ zu beleuchten.

Maren, beginnen wir mit dir. Erzähl doch einmal etwas über dich – wer bist du, was hast du vor deiner Zeit bei Boehringer Ingelheim erlebt?

 

Mein Name ist Maren Körschgen, ich bin 30 Jahre alt und habe zwei Kinder, einen Jungen und ein Mädchen. Sie sind fünf und drei Jahre alt. Ich habe am 1. September 2015 die Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement bei Boehringer Ingelheim begonnen. Bereits 2008 habe ich meine Ausbildung als Fachinformatikerin, Fachrichtung Systemintegration, abgeschlossen. Nach der Geburt meines zweiten Kindes fasste ich den Entschluss, mich beruflich einfach noch einmal anderweitig zu orientieren und arbeitete in diesem Beruf, bis meine Ausbildung hier bei Boehringer Ingelheim begann.

 

Wieso hast du dich für eine Teilzeit-Ausbildung bei Boehringer Ingelheim entschieden?

 

Über meinen vorherigen Arbeitgeber habe ich eine Zeit lang als Mitarbeiterin eines externen Dienstleisters bei Boehringer Ingelheim im Werk gearbeitet. Daher kannte ich das Unternehmen und natürlich auch dessen guten Ruf. Ich habe über ein Familienmitglied erfahren, dass Boehringer Ingelheim sogenannte Teilzeit-Ausbildungen anbietet. Aufgrund meiner beiden Kinder ist dieses Ausbildungsmodell ideal. Der Kindergarten schließt täglich um 16:30 Uhr, daher sind meine Kinder bis Feierabend gut betreut. Sie sind auch der Grund, weshalb ich mich für eine Teilzeit-Ausbildung entschieden habe.

 

Lieber Herr Muth, Sie sind Ausbildungsreferent bei Boehringer Ingelheim. Können Sie die Teilzeit-Ausbildung für unsere Leserinnen und Leser kurz beschreiben?

 

Die Teilzeit-Ausbildung ist eine ganz normale Ausbildung, bei der der Auszubildende oder die Auszubildende eine geringere Wochenarbeitszeit arbeitet. Teilzeit-Ausbildung gibt es ohne Verlängerung der Ausbildungsdauer, wenn man zwischen 25 und 30 Stunden arbeiten kann, und mit Verlängerung der Ausbildungsdauer um 6 Monate, wenn man nur zwischen 20 und 25 Stunden arbeiten kann. Wichtig ist, dass die Berufsschule immer komplett besucht werden muss. Hier ist eine Reduzierung nicht möglich.

 

Maren, möchtest du hier noch etwas ergänzen? Wie unterscheidet sich dein Zeitmodell von einem der Vollzeit-Ausbildung?

 

Zunächst einmal arbeite ich, wie Herr Muth schon sagte, lediglich sechs Stunden am Tag – anders als die anderen Auszubildenden mit 7,5 Stunden pro Tag. Natürlich bekomme ich dementsprechend auch nur 80 Prozent der Ausbildungsvergütung. Auch für die Pausen gibt es eine gesonderte Regelung. So muss ich beispielsweise für jede Pause ein- und ausstechen. Zudem ist es gesetzlich geregelt, dass jeder Elternteil für die Betreuung des kranken Kindes zehn Arbeitstage im Jahr frei nehmen darf. Bei zwei Kindern verdoppelt sich die Anzahl der Krankheitstage. Die ausgefallene Zeit, in der ich dann nicht arbeiten gehen kann, zahlt die Krankenkasse. Ansonsten kann ich allerdings auch Überstunden abbauen oder meine normalen 30 Tage Urlaub im Jahr nehmen. Die Ausbildungsdauer jedoch ist genauso lange wie die eines Vollzeit-Auszubildenden – je nachdem, ob ein Auszubildender seine Ausbildung verkürzt zwischen 2,5 und 3 Jahren. Dank der Gleitzeit hier bei Boehringer Ingelheim ist es mir möglich, erst um 08:30 Uhr meine Arbeit zu beginnen – aufgrund des Kindergartens meiner Kinder, der erst um 07:30 Uhr öffnet, wäre es für mich  nur schwer möglich, früher anzufangen 

 

Wie bringt du deine Familie und das Lernen für deine Ausbildung unter einen Hut?

 

Herr Muth erwähnte ja bereits, dass ich im Berufsschulblock, wie die Vollzeit-Auszubildenden, zu 100 Prozent anwesend sein muss. Ich fange direkt an zu lernen, wenn ich aus der Berufsschule nach Hause komme und dann wieder, wenn ich oder mein Mann die Kinder ins Bett gebracht haben. Um euch mal einen kurzen Einblick in meinen Alltag zu geben, kann ich euch gerne den typischen Ablauf eines „Nach-der-Berufsschule-Tages“ schildern: Wenn die Berufsschule in Bingen um 13 Uhr endet, lerne ich bis circa 16 Uhr und hole meine Kinder anschließen vom Kindergarten ab. Wenn die beiden dann schlafen, was, wenn es gut läuft, meist so gegen 20 Uhr ist, lerne ich erneut. Wie lange ich dann noch über meinen Unterlagen sitze, ist ganz unterschiedlich – und natürlich auch unterrichtsabhängig. Ich würde schon sagen, dass mein Ausbildungsmodell  etwas stressiger ist als eine Ausbildung ohne Kinder – ich habe beides gesehen und kann sagen, dass meine Kinder trotz allem an erster Stelle stehen. Und: Wenn eines der Kinder einmal erkrankt, bin ich stets durch ein gutes familiäres Netz abgesichert. Da betreuen dann auch einfach mal mein Mann oder die Oma die Kinder.

 

Du erfährst also auch außerhalb von BI eine große Unterstützung, das klingt super. Hast du eine besondere Urlaubstage-Regelung, Maren?

 

Nein, so etwas habe ich nicht. Ich habe wie die Vollzeit-Auszubildenden Anspruch auf 30 Urlaubstage pro Jahr.

 

Noch eine Frage an Sie, Herr Muth. Wissen Sie, wann Boehringer Ingelheim seine erste Teilzeit-Auszubildende oder seinen ersten Teilzeit-Auszubildenden verzeichnen konnte?

 

Die erste Teilzeit-Auszubildende  hat 2012 gestartet.

 

Herr Muth, was ist das Ziel der Teilzeit-Ausbildung und wer „darf“ die Teilzeit-Ausbildung nutzen – wer bewirbt sich bevorzugt hierauf?

 

Ziel ist es, Interessierten an einer Ausbildung, die die normale Wochenarbeitszeit des Betriebes aus privaten Gründen nicht abdecken können, dennoch eine Ausbildung zu ermöglichen. Nutzen „darf“ die Teilzeit-Ausbildung prinzipiell jeder – jedoch nur, wenn von Seiten des Auszubildenden ein berechtigtes Interesse vorliegt, genehmigt die Industrie- und Handelskammer eine Teilzeit-Ausbildung. Der Betrieb muss natürlich auch zustimmen. In der Regel bewerben sich Mütter oder Väter, die neben der Kinderbetreuung noch eine Ausbildung machen möchten. Ein möglicher Grund wäre auch die Pflege eines Angehörigen.

 

Das trifft ja auch auf dich zu, Maren.

 

Stimmt. Ich würde dieses Modell in erster Linie anderen Müttern und Vätern mit Kindern empfehlen – oder generell Personen mit zeitlichen Einschränkungen.

 

Eine letzte Frage an Sie, Herr Muth – wie viele Teilzeit-Auszubildende hat Boehringer Ingelheim pro Jahrgang in etwa?

 

Die Teilzeit-Ausbildung wird generell sehr wenig nachgefragt, obwohl dies bei kaufmännischen Berufen, wie beispielsweise den Kaufleuten für Büromanagement gut in die Ausbildung integrierbar ist. Im Jahrgang 2015 gibt es in Ingelheim eine Kauffrau für Büromanagement. Davor gab es jedoch auch immer wieder Auszubildende mit eigenen Kindern, die aber die Ausbildung in Vollzeit absolviert haben. In Biberach wurde die letzte Teilzeit-Auszubildende mit einer tollen Prüfung in 2015 fertig. Darüber wurde intern sogar in unserer Werkszeitung, der Boehringer Ingelheim-Zeitung, berichtet.

 

Maren, vielleicht einmal eine etwas andere Frage – wie kommst du damit zu Recht, dass die meisten der Auszubildenden deutlich jünger sind als du. Stellt das für dich ein Problem dar?

 

Maren: Damit komme ich gut klar. Bereits bei der Einführungsphase der Ausbildung stand ich in gutem Kontakt zu meinen Mit-Auszubildenden  – manchmal jedoch ist es auch wirklich amüsant. Bei unserem Berufseinführungsseminar fiel es besonders auf: Wir sollten uns in einem Kreis aufstellen und uns nach dem Alter sortieren. Die jüngsten in meinem Jahrgang sind 1999 geboren; der „nächste“ Azubi zu mir war meiner Erinnerung nach Jahrgang 1992. Ich selbst bin 1985 geboren. Der Altersunterschied zu meinen Ausbildungsreferenten ist wahrscheinlich geringer als der zu meinen Mit-Auszubildenden.:-)

 

Maren, findest du Verbesserungsvorschläge für dieses Teilzeit-Ausbildungsmodell?

 

Ich finde es so, wie es ist, klasse. Mir fällt momentan nichts ein, was man optimieren könnte.

 

Was möchtest du unseren Leserinnen und Lesern zum Abschluss sagen und welches Fazit ziehst du aus deinen letzten sieben Monaten?

 

Ich würde es jederzeit wieder machen! Es ist eine super Möglichkeit, eine Ausbildung zu absolvieren, auch wenn man nicht die Zeit für eine Vollzeit-Ausbildung hat. Dank dieses Modells lassen sich Familie und Ausbildung gut miteinander verbinden.

"Die Teilzeit-Ausbildung ist eine super Möglichkeit, eine Ausbildung zu absolvieren, auch wenn man nicht die Zeit für eine Vollzeit-Ausbildung hat. Dank dieses Modells lassen sich Familie und Ausbildung gut miteinander verbinden. "

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