
„Bau Vertrauen auf und biete Hilfe an“
Der Erfolg von Boehringer Ingelheim wird durch seine Mitarbeitenden angetrieben. Wir schätzen und respektieren die Unterschiede unserer Mitarbeitenden, weil wir davon überzeugt sind, dass wir von dieser Vielfalt profitieren. Unser Fokus liegt darauf, ein inclusives Umfeld zu fördern, in dem eine solche Vielfalt gedeihen kann. Eine der offensichtlichen Diversity Dimensionen ist Geschlechtervielfalt: 80 Prozent der Entscheidungen in Gesundheitsfragen werden von Frauen getroffen. Demnach streben wir auch in unseren Führungsebenen eine ausgewogene Balance an Sichtweisen an.
Mit unserer Serie „Frauen in Führung“ stellen wir unterschiedliche weibliche Führungskräfte bei Boehringer Ingelheim vor. In unserem Karriereblog erzählen sie von ihrem Werdegang, wie sie Arbeit und Privatleben in Balance halten und warum in unserer Gesellschaft ein Umdenken stattfinden muss. Sie teilen ihre Erfahrungen, Herausforderungen und Erfolge und zeigen die vielfältigen Möglichkeiten auf, um bei Boehringer Ingelheim erfolgreich zu sein. Dieses Mal möchten wir Ihnen Susanne Varvaressos, Leiterin der Manufacturing Support Downstream Unit des Bereichs Biopharma bei Boehringer Ingelheim am Standort Wien vorstellen. Ein Interview von Kathrin Stech.
Erzählen Sie uns etwas über Ihren Werdegang: Was machen Sie bei Boehringer Ingelheim und wie sind Sie zu Boehringer Ingelheim gekommen?
Meine Lieblingsfächer waren schon immer Chemie und Biologie, von daher war es nur logisch für mich, diese Fächer auch an der Uni zu belegen. 1999 habe ich während des Studiums ein Praktikum bei Boehringer Ingelheim absolviert. Da ich dabei sehr engagiert war, durfte ich innerhalb des Bereichs Biopharma im neu gegründeten Zulassungsteam mitarbeiten (am CMC-Teil der Einreichung – Chemie, Herstellung und Qualitätskontrolle). Nach ersten Erfolgserlebnissen fragte mich mein damaliger Vorgesetzter, ob ich die Leitung des Zulassungsteams übernehmen möchte. Ich war damals sehr stolz und dankbar für das Vertrauen, das mir entgegengebracht wurde.
Heute leite ich die Manufacturing Support Downstream Unit des Bereichs Biopharma am Standort Wien. Mein Team hat dabei eine Brückenfunktion zwischen den Abteilungen Produktion und Qualitätssicherung. Wir unterstützen zwei Produktionsteams an 11 Produktionsstätten mit über 170 Mitarbeitenden.
Über mir stehen zwei Downstream-Gruppenleiter, denen ich Bericht erstatte. Zu meinen Aufgaben gehören die Erweiterung des Teams, einschließlich Mitarbeitereinführung und Feedback geben, sowie die Festlegung von Richtlinien, Prozessen und Strukturen. Ziel ist es, das Produktionsteam soweit wie möglich zu entlasten, die gute Herstellungspraxis aller Produktionsstätten aufrechtzuerhalten und in Zusammenarbeit mit dem Qualitätssicherungsteam optimale Lösungen für Probleme zu entwickeln. Bisher konnten wir das Team der Manufacturing Support Unit von vier auf 14 Mitarbeitende vergrößern.
Welchen Herausforderungen stehen Sie als Führungsperson und Frau gegenüber?
Die Herausforderung in einer Führungsposition liegt darin, eine Balance zu finden zwischen der Aufgabe, den Mitarbeitenden genügend Aufmerksamkeit zu schenken, und der gleichzeitigen Verantwortung, aufwendige Projekte zu leiten.
Meine Strategie: delegieren. Mein Stellvertreter bespricht technische Fragen genauso mit unseren Mitarbeitenden wie ich. So spare ich Zeit und mein Stellvertreter gewinnt an Arbeitserfahrung. Wenn etwas schiefläuft oder meiner besonderen Aufmerksamkeit bedarf, werde ich entsprechend benachrichtigt. Je nach Schwere des Problems greife ich entweder selbst ein oder beobachte die Lage aus der Ferne.
Ich denke, die größte Herausforderung für Frauen liegt darin, selbstbewusst und authentisch aufzutreten. Ist einem bewusst, dass die eigene Rolle entscheidend für den Erfolg des Unternehmens ist, vermittelt man automatisch Kompetenz. Sowohl meine Vorgesetzten als auch die Leiter der Produktionsstätten in meinem Zuständigkeitsbereich sind vorwiegend Männer. Da wir sehr offen und direkt miteinander kommunizieren und auch als Team zusammenarbeiten, empfinde ich das Arbeitsumfeld als sehr angenehm.
Mein Ratschlag ist daher: Lerne als erstes deine Kollegen kennen. Baue Vertrauen auf und biete deine Hilfe an, wenn sie benötigt wird, um als zuverlässiges und kompetentes Mitglied im Team und im Unternehmen anerkannt zu werden. Teamarbeit beruht auf dem Prinzip des Nehmens und Gebens – da spielt das Geschlecht keine Rolle.
Sei fair und achte auf die eigenen Verhaltensweisen. Wäre dein Verhalten im Rückblick einiger Jahre immer noch akzeptabel? Könntest du dir selbst noch in die Augen schauen? Wir müssen bei jeder Entscheidung im Hinterkopf behalten, dass uns die selben Kolleginnen und Kollegen, Vorgesetzten oder Mitarbeitenden möglicherweise in einer anderen Position wieder begegnen könnten. Deshalb ist es wichtig, immer respektvoll im Umgang mit anderen zu sein.
Wenn es darum geht Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen, scheinen vor allem Frauen unter einem gewissen Druck zu stehen. Welche Rolle spielen dabei der Arbeitgeber und die Vorgesetzten?
Man muss wissen, was man will – Arbeit, Kinder, beides, wieviel von beidem? – und das innerhalb der Familie entsprechend koordinieren. Es ist wichtig mit dem Arbeitgeber zu sprechen und sich je nach Lebensphase entsprechend anpassen. Man sollte sich immer wieder an die eigenen Umstände anpassen, zum Beispiel wenn die Kinder größer werden und sich ihre Bedürfnisse ändern, wenn es Änderungen im Job gibt oder sich die eigenen Ziele ändern.
Außerdem habe ich gelernt, dass die Qualität der Zeit, die ich mit meinen Kindern verbringe, wichtiger ist als die Quantität. Einige Dinge will und kann man einfach nicht verpassen, wie zum Beispiel der erste Schultag oder ein Auftritt in einem Schulstück. Wir sollten nicht nur den Kindern zuliebe Zeit mit ihnen verbringen, sondern auch uns selbst zuliebe. Diese Momente müssen wir genießen, denn sie werden zu wunderschönen Erinnerungen.
Der Arbeitgeber muss eine flexible Arbeitsatmosphäre schaffen, die zu den eigenen Bedürfnissen passt, denn das Elternsein ist direkt damit verbunden. Ein Job mit vielen Geschäftsreisen, Telekonferenzen und Abendsitzungen muss gegebenenfalls vermieden werden. Der Vorgesetzte spielt in dem Zusammenhang eine wichtige Rolle. Mein Chef kennt meine Stärken und Verpflichtungen und setzt mich – soweit möglich – dementsprechend ein. Unsere Beziehung beruht auf Vertrauen und offener Kommunikation.
Wie sieht es mit Ihrer persönlichen Life-Balance aus und wie schaffen Sie es, Berufliches und Privates unter einen Hut zu bringen?
Ich akzeptiere, dass ich nicht alles alleine schaffen kann. Wo nötig, nehme ich Hilfe an. Ich stelle mir dann die Frage, was ist wirklich wichtig und was kann ich „outsourcen“? Meine Familie und vor allem mein Mann, mein Vater und meine Tante erleichtern mir den Alltag sehr. Entscheidend ist für mich, morgens und abends bei meiner Familie zu sein. Das heißt, mich mit meinen Kindern zu unterhalten, mit ihnen zu spielen und sie bei schulischen Fragen zu unterstützen. Außerdem versuche ich, so viele Familienurlaube wie möglich zu planen.
Jeder Tag hat nur 24 Stunden, man muss also Prioritäten setzen. Wenn die Situation es verlangt, kann ich delegieren. Mein Ziel ist es, meine verfügbare Arbeitszeit und Energie in die Bereiche zu investieren, die für Boehringer Ingelheim wichtig sind. Grundsätzlich sehe ich meine Familie und meinen Job als zwei wichtige Pluspunkte in meinem Leben. Deshalb fällt es mir auch leichter, einen Ausgleich zu finden. Viele Dinge sind Einstellungssache – eine positive Einstellung führt zu positiven Veränderungen.
Gibt es in Ihren Augen eine Art männlichen oder weiblichen Führungsstil? Was unterscheidet Männer von ihren Kolleginnen?
Das ist nicht leicht zu beantworten. Ich denke, der Führungsstil hängt eher vom Charakter als vom Geschlecht einer Person ab. Frauen bemühen sich vielleicht mehr, die verschiedenen Stakeholder miteinzubinden, um einen besseren Überblick zu gewinnen (was positive und negative Seiten hat). Männer konzentrieren sich vielleicht eher auf die Ziele.
Ich finde, das Wichtigste ist Ausgewogenheit. Erfahrung, Selbstreflektion und die Beobachtung von KollegInnen und Vorgesetzten sind entscheidende Faktoren. Deshalb finde ich es wichtig, dass es in einem Unternehmen männliche und weibliche, junge und ältere, erfahrene und unerfahrene Vorgesetzte gibt. Wir brauchen diese Vielfalt und müssen sie auch in unseren Alltag einbauen. Wir müssen einander zuhören und voneinander lernen.
Welche Rolle spielten Männer in Ihrer Karriere?
Mich haben immer Führungspersönlichkeiten beeinflusst, die eine klare Vision vor Augen hatten. Diese Personen waren in der Tat oft Männer – schließlich waren und sind Top-Positionen immer noch oft von Männern besetzt. Derzeit arbeite ich hauptsächlich mit Männern in Führungspositionen. Was ich daran mag, ist die direkte Kommunikation. So weiß man immer genau, woran man ist. Ich persönlich arbeite gerne so – es liegt in meiner Natur.
Auch wenn es manchmal vielleicht Schwierigkeiten zu überwinden gibt, denke ich doch, dass Männer und Frauen sich prima ergänzen. Allgemein finde ich eine gewisse Lockerheit wichtig – Humor, Lachen und Spaß haben. Wir verbringen einen großen Teil unseres Lebens bei der Arbeit. Ein Gespür dafür zu haben, wann etwas mal nicht so ernst genommen werden sollte, ist deshalb sehr wichtig.
Haben Sie einen persönlichen Rat für den Nachwuchs, insbesondere für junge Frauen?
Seien Sie bei dem, was Sie interessiert, mit voller Begeisterung dabei. Das hat zwar vielleicht keinen sofortigen Effekt, aber langfristig lohnt es sich. Seien Sie mutig, auch wenn Sie nicht wissen, was Sie erwartet. Man lernt nie aus. Jede Erfahrung ist eine Bereicherung. Packen Sie neue Gelegenheiten bewusst an oder lehnen Sie sie ab – aus eigenem Willen. Sie entscheiden selbst über Ihren Weg. Hinterfragen Sie regelmäßig Ihre berufliche und private Situation: Sind Sie noch auf dem richtigen Weg zu Ihrem Ziel oder müssen Sie eine andere Richtung einschlagen? Veränderung beginnt im Kopf. Glauben Sie an sich und bleiben Sie jeden Tag Sie selbst.
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